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Gesundheit zwischen Versorgung und Eigenverantwortung


Liebe Leserin, lieber Leser,

wann bin ich gesund? Eine rein logische Antwort könnte lauten: „Wenn ich nicht krank bin!“ Eine andere könnte sein: „Wenn es mir gut geht!“ Oder: „Wenn mich mein Körper und meine Verfassung nicht davon abhalten, das zu tun, was ich tun möchte!“ Mein Arzt wird die Frage vielleicht anders beantworten als ich selbst. Mein Vater meinte einst zu mir, dass Gesundheit darin bestehe, mit physischen und psychischen Störungen integrierend umgehen zu können. Das ist zweifellos leichter gesagt als getan. Und von der Schwere und Ausprägung einer Störung hängt es sicherlich auch ab. Ein wesentlicher Aspekt dieser Sichtweise ist jedoch, dass Gesundheit nicht nur eine objektive, sondern auch eine subjektive Seite hat. Das gilt sowohl für die Beurteilung als auch für die Zuständigkeit. Die Verantwortung für meine Gesundheit liegt also nicht nur bei anderen, sondern vor allem bei mir selbst.

Das Gesundheitssystem in Deutschland ist unbestritten eine gesellschaftliche Errungenschaft. Durch die vorgeschriebene Krankenversicherung kann ich mich als Bürger darauf verlassen, bei Bedarf eine adäquate medizinische Versorgung zu erhalten. Eine Vorstellung von dem finanziellen Aufwand, den ich durch meine Inanspruchnahme verursache, habe ich als gesetzlich Versicherter in der Regel jedoch nicht. Denn die Abrechnung der Gesundheitsleistungen erfolgt direkt zwischen Gesundheitsdienstleister und gesetzlicher Krankenkasse. Das hat Folgen: Denn wenn ich keine leicht zugängliche Wahrnehmung vom Aufwand habe, den meine medizinische Versorgung verursacht, kann schnell der Eindruck entstehen, dass meine Gesundheit gratis ist und sich andere darum kümmern. So betreibt man dann unbekümmert eine riskante Sportart und verlässt sich darauf, dass die Versicherung daraus resultierende Behandlungskosten trägt. Oder man führt sorglos einen ungesunden Lebensstil, ohne dafür auch finanzielle Verantwortung übernehmen zu wollen.

Auch wenn es viele Einflussfaktoren für die steigenden Kosten unseres Gesundheitssystems gibt, ist diese Entkoppelung von freien Entscheidungen und Verantwortlichkeit für die Folgen nicht zu unterschätzen. Deshalb wäre es meines Erachtens wichtig, in der gesellschaftlichen Debatte über unser Gesundheitssystem mehr in den Fokus zu rücken, dass jeder Einzelne durch sein Verhalten zu seiner individuellen Gesundheit beiträgt. Eine Möglichkeit wären beispielsweise spürbare individuelle Rückerstattungen in der gesetzlichen Krankenversicherung für Versicherte, die durch eine gesundheitsbewusste Lebensführung und aktive Präventionsmaßnahmen die Wahrscheinlichkeit der Inanspruchnahme von Versicherungsleistungen reduzieren. Ein gängiger Einwand gegen diese Idee könnte sein, dass dies für alle anderen gesetzlich Versicherten netto höhere Krankenversichertenbeiträge verursachen würde und diese Maßnahme daher unsolidarisch sei. Dabei sollte aber nicht übersehen werden, dass sich durch eine solche Regelung jeder intensiver mit den Möglichkeiten einer gesünderen, weil auch finanziell vorteilhaften Lebensführung beschäftigen würde. Die Folge wäre, dass wir als Gesellschaft so insgesamt weniger Leistungen unseres Gesundheitssystems in Anspruch nehmen würden, wodurch die Ausgaben der Krankenkassen sinken könnten.

Jeder kann einen Unterschied machen. Entsprechende Rahmenbedingungen können dies fördern.

Herzlichst

Ihr Christoph Werner

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  • In seiner Kolumne im dm-Magazin alverde fordert dm-Chef Christoph Werner mehr Eigenverantwortung in der Krankenversicherung.
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