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Verantwortung hat die Folgen im Blick
Liebe Leserin, lieber Leser,
übernehmen Sie gerne Verantwortung?
Auf diese Frage antworte ich immer: „Ja, solange mit der Übernahme von Verantwortung auch die Übertragung von Entscheidungsbefugnis einhergeht.“ Denn ich möchte nur für etwas einstehen, wenn ich zuvor durch meine Entscheidungen auch Einfluss darauf nehmen konnte.
Dieser Zusammenhang besteht andersherum ebenso: Wenn ich mir Entscheidungsfähigkeit zutraue, gehört es dazu, die Verantwortung für die Ergebnisse zu übernehmen. Wäre das anders, würde sich niemand mehr für die Folgen seiner Entscheidungen zuständig fühlen, und Entwicklungen nähmen einen Lauf, der außer Kontrolle geraten und sich gegen die ursprünglichen Absichten kehren könnte.
Bei dm ist der Zusammenhang zwischen Entscheidung und Verantwortung schon seit Jahrzehnten ein Thema. In der Beschäftigung damit stießen wir vor einiger Zeit auf ein Gedicht von Theodor Storm, das den Zusammenhang praktisch verdeutlicht:
Der eine fragt:
„Was kommt danach?“
Der andre fragt nur:
„Ist es recht?“
Und also unterscheidet sich der Freie von dem Knecht.
Theodor Storm beschreibt den Freien als denjenigen, der nach den Auswirkungen seiner Entscheidungen fragt. Als Knecht bezeichnet er denjenigen, der lediglich einen Auftrag erfüllen möchte. Mit dieser Charakterisierung kritisiert er nicht die Einstellung eines Menschen, der sich mit der getreuen Ausführung von Anweisungen zufrieden gibt. Er macht jedoch deutlich: Ein Mensch, der sich mit den Folgen seiner Entscheidungen auseinandersetzt, kann sein Handeln aus der Sache heraus begründen. Er verbindet sich mit dem erkannten Sinn und handelt aus Einsicht. Sein Handeln wird frei, weil er sich aus Erkenntnis bewusst für oder gegen eine Handlung entscheidet.
Entscheidungsfreude und Verantwortungsübernahme sind für mich somit die zwei Seiten derselben Medaille. Im Unternehmenszusammenhang bezeichne ich diese als „Führungskompetenz“.
Wenn sich Menschen durch viel Entscheidungsfreude und Durchsetzungskraft hervortun, ist es meiner Erfahrung nach hilfreich, durch Fragen zu prüfen, ob die kurz-, mittel- und langfristigen Folgen bedacht sind und wie die Verantwortung für diese übernommen werden soll. Verantwortungsübernahme drückt sich für mich nicht im nachträglichen Bedauern oder in einem Rücktrittsangebot aus, sondern in der gedanklichen Vorwegnahme konkreter korrektiver Maßnahmen, die später auch tatsächlich ergriffen werden können. Wenn es keine logisch nachvollziehbaren Antworten auf die Frage zu den Folgen gibt, ist dieser Mensch nicht unbedingt ein Hasardeur. Ich habe dann aber keine Persönlichkeit mit Führungsqualitäten vor mir, und es ist klug, genau abzuwägen, wie viel Gestaltungsspielraum man diesem Menschen einräumt.
Dies gilt nach meiner Überzeugung sowohl in Wirtschaftsunternehmen und Organisationen als auch in politischen Parteien. Und in Regierungsämtern gilt das sowieso. Wir sollten daher auf Menschen setzen, die nicht nur von Verantwortungsübernahme sprechen, sondern auch zeigen, dass sie die Folgen ihrer Entscheidungen tatsächlich bedenken.
Herzlichst
Ihr Christoph Werner
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