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Dinge in Fluss bringen

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Dinge in Fluss bringen

Liebe Leserin, lieber Leser,

haben Sie als Kind auch so gern mit Wasser gespielt?

Ich erinnere mich gut an die Zeit, als ein Ausflug mit meinen Eltern und meiner Schwester an einen der Badeseen rund um Karlsruhe für mich ein ganz besonderes Highlight war. Wir alle kennen es aus den Innenstädten: Kinder spielen in den Sommermonaten mit großer Begeisterung an den Wasserfontänen. Und selbst in den kühlen Monaten ziehen Pfützen Kinder wie magisch an. Warum diese Begeisterung für Wasser?

Vielleicht liegt es daran, dass Wasser eine der Voraussetzungen für Leben ist. Die gedankliche Verbindung mit dem Prinzip des Lebendigen liegt daher nahe. Ich höre noch meinen Vater, wie er oft davon sprach, dass „die Dinge in Fluss“ gebracht werden müssten. Also die Dinge verändern, damit Neues entstehen kann. Strukturen aufbrechen, damit sie nicht aus der Zeit fallen. Und so wie Wasser immer den Weg ins Meer findet und auch trotz Umwegen nicht davon abgehalten wird, findet derjenige seinen Weg zum Ziel, der auf Unvorhergesehenes reagiert und Hindernisse auf dem Weg dorthin zu integrieren versteht.

Vor vielen Jahren fragte ich meinen mittlerweile verstorbenen Vater, wie es ihm gelungen sei, ein Unternehmen aufzubauen, in dem so viele Menschen zielorientiert zusammenarbeiten. Seine nachdenkliche Antwort war, dass er seine Tätigkeit oft mit der eines Wasserbauingenieurs verglichen habe. Aufgewachsen in Heidelberg am Ufer des Neckars und mit dem Ruderboot häufig auf Flüssen unterwegs, hatte er beobachtet, wie durch gezielte Baumaßnahmen die Kraft des Wassers so integriert werden konnte, dass Flüsse weniger über die Ufer traten und Fahrrinnen für die Flussschifffahrt weniger versandeten. Nicht gegen das Wasser, sondern mit dem Wasser wurden Flussläufe schiffbar. Im Unternehmen war es daher für ihn ähnlich: Nicht gegen die menschliche Natur, sondern mit der menschlichen Natur gelang es ihm, Großes zu erreichen.

Es war ihm ein Anliegen, die menschliche Natur zu verstehen und den Rahmen so auszugestalten, dass sich die konstruktiven Kräfte in der menschlichen Natur ausdrücken konnten. Im Unternehmenskontext waren es jedoch nicht Buhnen und Wehre, sondern eine Unternehmensphilosophie und -grundsätze, die sich als Zusammenarbeitskultur bewährt und fortentwickelt haben. In der Folge blieb das Unternehmen stets lebendig, weil „im Fluss“.

Für mich waren diese Reflexionen meines Vaters Sternstunden; ich denke oft daran und nehme sie mir zu Herzen, wenn wir in der Arbeitsgemeinschaft unternehmerische Aufgabenstellungen anpacken.

Könnte es sein, dass sie auch außerhalb des Unternehmens hilfreich sind? Ist es so nicht auch bezogen auf unser volkswirtschaftliches Fundament? Denn erst wenn wir uns vertiefend mit den Prinzipien der Sozialen Marktwirtschaft beschäftigen, können wir durch kluge gesetzliche Rahmenbedingungen die Kraft menschlicher Initiativen so integrieren, dass unser Land prosperiert und damit auch für künftige Generationen ein Ort sein wird, an dem Menschen über sich hinauswachsen können und wollen.

Herzlichst

Ihr Christoph Werner

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