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Christoph Werner: Mehrdeutigkeit annehmen und initiativ gestalten
Liebe Leserin, lieber Leser,
sind Sie zufrieden mit der aktuellen Lagein unserem Land?
Viele Menschen fordern Veränderungen, weil sonst düstere Zeiten drohen. Andere warnen vor zu viel Schwarzmalerei: „Nur nicht immer die negativen Aspekte in denVordergrund rücken, sondern auch das anschauen, was gut läuft!“
Also was nun? Alles eine Frage der persönlichen Vorlieben und privaten Illusionen?
Im Grunde ist es die Offenheit im Zukünftigen, die uns beschäftigt. Denn es gibt Entwicklungen, die mit Blick nach vorne Sorgen bereiten können.Gleichzeitig gibt es solche, die hoffnungsfroh stimmen.
Um nur ein Beispiel zu nennen: Wir haben in Deutschland höhere Stromkosten als anderswo. Das ist ein Ergebnis politischer Entscheidungen aus der Vergangenheit. Werden die Folgen dieser Entscheidungen zu einer Deindustrialisierung Deutschlands führen? Werden deshalb viele Arbeitsplätze verloren gehen und wird sich in Folge unser Lebensstandard verringern? Oder steht uns eine Zukunft bevor, in der Länder dank regenerativer Energien und zukünftiger Speichertechnologien nicht mehr anderen Ländern ausgesetzt sind, die fossile Energieträger als geopolitisches Machtmittel einsetzen? Wird Energie bei uns vielleicht sogar eines Tages deswegen vergleichsweise günstig sein? Beides ist grundsätzlich denkbar. Und je nachdem, wie wir die möglichen Szenarien beurteilen, entstehen Sorge oder Zuversicht.
Diese Mehrdeutigkeit kenne ich ebenfalls aus meiner Tätigkeit bei dm, wenn auch in wesentlich kleinerem Maßstab. Zum Umgang damit gab mir mein Vater einst zwei Ratschläge, die genau dieses Dilemma zum Ausdruck bringen. Zum einen meinte er zu mir: „Wer sich nicht sorgt, hat bald Sorgen.“ Gleichzeitig rief er mir zu: „Bange machen gilt nicht!“ Ja, was nun?
Wesentlich scheint mir, beides zu verbinden: Auf der einen Seite sehr wohl ins Auge zu fassen, wohin eine Entwicklung führen wird, wenn sie ungebrochen so weiter geht, weil wir sie zulassen. Auf der anderen Seite die Suche nach Ansatzpunkten, wie aus einer bestehenden Entwicklung etwas Besseres entstehen kann. Wie das gelingt? Indem wir Initiative ergreifen und gestaltend eingreifen! Dafür müssen wir wissen, was wir eigentlich wollen und wohin wir wollen. Denn mit einem Ziel vor Augen bleibt die Frage in uns lebendig, wie wir einen gangbaren Weg finden können. Oft liegen Hinweise auf Antworten bereits in den Phänomenen, wenn wir wach genug darauf achten. Damit gelingt es uns, am Bestehenden anzuknüpfen und die Verhältnisse zum Besseren zu entwickeln.
So gesehen ist es auch nicht problematisch, wenn Ihre Antwort auf meine Eingangsfrage lautet: „Nein, ich bin nicht zufrieden!“ Wichtig ist, dass es keine destruktive, sondern eine konstruktive Unzufriedenheit ist. Denn letztere findet neue Wege zum Ziel, und bleibt deshalb voller Zuversicht. Denn: „Bange machen gilt nicht!“
Herzlichst
Ihr Christoph Werner
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Jeden Monat schreibt Christoph Werner im alverde Magazin über Themen, die ihn bewegen. Das alverde Magazin gibt es monatlich neu in Ihrem dm-Markt und online unter dm.de/alverde-magazin.